Geschwindigkeit. In jeder Hinsicht, immer schon. Ja, man könnte mich einen Speed Junkie nennen, sagt Gerhard. Keine Ahnung, wann genau wir von beweglichen Jägern, Sammlern und Nomaden zu sesshaften Wohnern wurden. Wann Häuser zum Gegenteil des Flüchtigen wurden, fest gemauert, starr und statisch. Das ist nicht meine Art zu leben, nicht die Geschwindigkeit, die mich begleitet.
Lange Jahre Formel 3 Rennen gefahren, nicht mehr ganz als Amateur, aber noch nicht professionell. Wobei, Amateur heißt ja auch Liebhaber, also doch Amateur. Später in Motorboote gestiegen, hat Spaß gemacht, war dann zu teuer, um es auf dem Niveau zu betreiben, den sich Gerhard vorstellt. Der Traum vom eigenen Offshore Powerboat hat sich nicht realisiert, um den Preis eines Boots kann man sich auch so ein Haus kaufen, Gerhard hat sich für letzteres entschieden. Zwei Pokale aus der Zeit liegen noch im Keller. Gerhard weiß genau, wo sie sind, könnte sie bei Bedarf jederzeit hervorholen. Daneben, im gleichen Regal, die zweite Leidenschaft. Antike Fußbälle, Relikte aus der Zeit, in der das Leder noch aus Leder war. Würde heute vermutlich als unspielbar gelten, sagt Gerhard und nimmt sich ab und an einen Ball aus dem Regal, pumpt ihn auf präzise 0,7 bar auf und geht damit in den Garten. Das ist gleichzeitig Gymnastik und Meditation und man kann beim Gaberln herrlich über Tätigkeiten sinnieren, für die es in Deutschland nicht einmal ein Wort gibt – wie „gaberln“.
Es ist viel Zeit übrig seit das Rennfieber nachgelassen hat. Zuletzt beim Histo-Cup, einer Vintage Rennserie. Dabei einen kleinen Renault 8 und sich selbst an den Rand der Physik getrieben und vor ein paar Jahren bei der Nürburgring Classic auf der legendären Nordschleife, den 20,832 km der „grünen Hölle“ vom aktiven Rennsport verabschiedet. Als Draufgänger weiß ich meine Risiken genau einzuschätzen, das hat mich davor bewahrt, wirklichen Blödsinn zu machen, sagt Gerhard.