Werner
DR. WERNER G. ZENZ / VORSTANDSSPRECHER CARL SPÄNGLER & CO
Am Ende des Tages geht es um Beziehungen und Liebe und Wertschätzung.
Auch wenn man eine
noch so teure Uhr am Handgelenk hat, verfügt man damit noch
nicht über Zeit.
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VERMÖGENS-Fragen

Der Vorstandssprecher der ältesten Privatbank Österreichs über Tradition, Werteverständnis und das beste Investment seines Lebens.

Dr. Werner G. Zenz. Der in Ostermiething, Oberösterreich geborene Jurist ist seit 2017 Vorstandssprecher des noblen Bankhauses Carl Spängler & Co. AG. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften, absolvierte er ein Traineeprogramm bei der ERSTE Bank der österreichischen Sparkassen AG und war Anlageberater in Salzburg, ehe er 1991 zum Bankhaus Spängler wechselte, wo er 2008 in den Vorstand des Familienunternehmens aufgenommen wurde. Seit 2017 ist er Vorstandssprecher des Bankhauses. Im gleichen Jahr wurde er auch zum Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Salzburg.
 
Das Bankhaus Spängler wurde im Jahr 1828 gegründet und ist mittlerweile in siebenter Generation in reinem Familienbesitz. Das Bankhaus mit Stammsitz in Salzburg (und sieben weiteren Standorten) ist nicht nur die älteste Privatbank Österreichs, sondern zählt auch zu den größeren Privatbanken am heimischen Markt. Den Mittelpunkt der Geschäftstätigkeit bilden vermögende Privatkunden und Familienunternehmen.

Ein ausgewogenes Portfolio für eine mittlere Risikoneigung besteht beim Bankhaus Spängler aktuell aus drei Prozent Liquidität, 33 Prozent Anleihen und 45 Prozent Aktien. — Woraus besteht Ihr persönliches Portfolio für ein gutes Leben?

Das hat ehrlicherweise weniger mit Geld zu tun, sondern vielmehr mit der Erkenntnis, dass ein gutes Leben immaterielle Werte umfasst. Es ist unbestritten, dass es gut ist, wenn man eine finanzielle Basis hat, aber für mein persönliches Portfolio sind allen voran Beziehungen die wichtigste Zutat, um eine ordentliche Lebensrendite zu erzielen.

Wie hält es denn der Banker mit der in Österreich immer noch herrschenden Einstellung „über Geld spricht man nicht“?

Natürlich spreche ich über Geld. Das ist mein Beruf. Aber mich interessieren neben der absoluten Summe immer die kleinen und großen Erfolgsgeschichten, die hinter dem Geld stecken.

Welche Werke bzw. Werte wollen Sie denn hinterlassen?

Ich persönlich habe nicht den Anspruch der Welt großartige Werke zu hinterlassen. Aber ich habe durchaus den Anspruch Werte weiterzugeben. Wenn die Menschen nach mir einmal sagen „Auf den hat man sich verlassen können, der war zielorientiert und empathisch und anständig im klassischen Sinne“ — dann finde ich das motivierend, weil das auch Werte sind, für die ich voll und ganz eintrete.

Und wie kann man am besten in sein eigenes Vermächtnis investieren?

Indem man nicht egozentriert agiert sondern sein Umfeld miteinbezieht und fördert.

Hehre Ansätze, die nicht immer mit einem Bankhaus verbunden werden …

… aber einander auch nicht ausschließen. Wir haben in unserem Unternehmensleitbild das Wort Anstand stehen. Wir machen unser Geschäft mit Anstand! Ein hehrer Anspruch, aber ein wichtiger.

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Sie stehen an der Spitze der ältesten Privatbank Österreichs, ein Bankhaus mit Tradition. Ein wichtiges Standbein ist die Beratung von Familienunternehmen beim Generationenwechsel. Welchen Stellenwert hat heute Familientradition?

Ich habe mit einem Kunden gesprochen, der ein Familienunternehmen in fünfter Generation führt. Er bezeichnet sich nicht als Nachfolger, sondern als „Weiterführer“. Das finde ich vom Mindset her spannend. Ich glaube, dass vor allem Familienunternehmen, die über eine lange Tradition verfügen, schon in der DNA verankert haben, Werte weiterzuführen.

Gilt diesbezüglich „je älter, desto besser“?

Unternehmen, die über mehrere Generationen bestehen, haben auf jeden Fall Erfahrung gesammelt. Und Erfahrung führt zu Vertrauen. Das ist in einer Zeit, in der Herausforderung wie Verunsicherung groß sind, nicht unwesentlich. Die Tradition ist die Basis, aber erfolgreich wird man nur, wenn man in die Zukunft investiert. Insofern ist für mich Tradition mit Innovation das Rezept, um erfolgreich zu sein.

Was ist denn ein Wert und was hat Wert?

Jedenfalls ist ein Wert nicht immer materiell zu bemessen. Ein Wert ist zum Beispiel etwas, das in die Kultur, auch in die Unternehmenskultur, einfließt. Ich bin ein großer Anhänger davon, dass Wertschöpfung durch Wertschätzung funktioniert. Zufriedene Mitarbeiter sind für jedes Unternehmen ein Gewinn.

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Immer mehr Anleger wollen mit ihrem Geld nicht nur Rendite erzielen, sondern auch etwas Positives für Umwelt und Gesellschaft bewirken…

Die Generation, die nun in die Verantwortung kommt, ist eine andere ist als die davor. Rendite und Performance anzustreben, bleibt natürlich Thema, ist aber nicht mehr das einzige. Die Bereitschaft seinen Beitrag zu leisten bis dahin, eine gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, ist zweifellos größer geworden.

Auf Sparbüchern wird Geld dank Nullzinsen und Inflation vernichtet, was auch die Kultur des Sparens nachhaltig verändert hat. Auch angesichts unsicherer Aktienmärkte suchen Kapitalanleger nach Alternativen. Was sind heute sinnvolle Longterm Investments?

Das Sparbuch an sich macht schon Sinn um tägliches Geld für nicht vorhersehbare Ausgaben zur Verfügung zu haben. Aber grundsätzlich, wenn man Vermögen hat, ist es nicht klug, das Geld am Sparbuch liegen zu lassen wenn man nicht einen Teil seines Kapitals vernichten will. Insofern sind Investitionen in Sachwerte und Immobilien gerade in diesen Zeiten sehr wichtig. Am Ende des Tages ist ein Investment in die Volkswirtschaft immer besser als wenn man Geld nullverzinst am Konto liegen lässt. Optimal ist aber, ein Investment nicht nur produktbezogen zu sehen, sondern auch in Menschen zu investieren.

Ihr Sohn, ein gelernte Investmentbanker, hat eine Farm und eine Wurstfabrik in Uganda gegründet. Sie haben ihn dabei unterstützt. Wie wichtig war Ihnen dieses Investment in Passion?

Wir Banker sind ja immer sehr zugeknöpft was private Dinge anbelangt, aber diesbezüglich kann ich sagen, das Investment in meinen Sohn ist sicher das schönste, das ich bis dato je getätigt habe und wohl auch jenes, das mich am meisten erfüllt hat. Dabei ist es wirklich nicht um Rendite gegangen. Aber als ich mit meiner Frau in Afrika dabei war, wie die ersten Würstel produziert worden sind – heute sind es bis zu fünf Tonnen – war das ein bewegender Augenblick. Als ich dann dazu noch die strahlenden Augen meines Sohnes gesehen habe, habe ich gewusst, sinnvoller hätte ich mein Geld nicht investieren können.

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Was halten Sie denn von gebauten Werten? Fängt Investment in Betongold erst im Luxussegment an?

Nein. Investment ist es schon wenn ich Geld renditeorientiert zur Verfügung stelle. Wenn ich Immobilien dann auch noch
bewohne und meinen persönlichen Nutzen daraus ziehe, also wenn das Investment auch noch zum ’zu Hause’ wird, dann hat das eine viel breitere und emotionalere Bindung, als wenn bloß 4-6 Prozent rauskommen. Und es ist natürlich auch ein Vermächtnis in die nächste Generation.

Wann gibt man Geld aus, wann „investiert“ man?

Geldausgeben setze ich gleich mit Konsum.
Investieren setze ich gleich mit einer längerfristigen Sicht Rendite zu erwirtschaften, aber auch einen Impact zu erzeugen.

Was bedeutet Luxus für Sie?

Zeit. Denn auch wenn man eine noch so teure Uhr am Handgelenk hat, verfügt man damit noch nicht über Zeit.

Wenn alle Geldscheine gezählt sind, was zählt wirklich?

Am Ende des Tages geht es um Beziehungen und Liebe und Wertschätzung.

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